Bahn ab 2020 auf leisen Sohlen unterwegs?

Veröffentlicht am 27.07.2011 in Landespolitik

Runder Tisch Bahnlärm mit Sabine Bätzing-Lichtenthäler im Rathaus Kirchen

Immer häufiger beklagen sich Bürger über den Lärm von Zügen. Dies gilt zunehmend auch für die Menschen an der Siegstrecke. Sabine Bätzing-Lichtenthäler hat dies zum Anlass genommen, Verantwortliche und Betroffenen miteinander ins Gespräch zu bringen.

Für die Deutsche Bahn AG war Udo Wagner gekommen. Er ist der Zuständige für Rheinland-Pfalz und das Saarland. In seinem Vortrag machte er deutlich, dass das Problem des Lärms seitens der Bahn ernst genommen würde und man schon viel investiert habe. Er stellte aktive und passive Lärmschutzmaßnahmen vor, wie die Errichtung von Lärmschutzwänden oder den Einbau von mehrfachverglasten Fenstern. Zu diesem Thema werde intensiv geforscht und getestet. Allerdings räumte Wagner ein, dass sich die Aktivitäten eher auf das extrem betroffene Mittelrheintal bezögen.

Es sei gesellschaftlich erwünscht, dass mehr Güter von der Straße auf die Schiene sollten. Er schätzte eine Zunahme des Personenverkehrs um 25 Prozent und beim Güterverkehr um 65 Prozent, bundesweit. Es sei möglich, den Lärm zu verringern, aber dazu müsse man die Flotte der Bahn für mehrere hundert Millionen Euro modernisieren. Die DB AG besitzt etwa 90.000 Waggons von den etwa 350.000 Waggons, die auf den Schienen der Bundesrepublik unterwegs sind. Ein Waggon hat eine geschätzte Lebensdauer von 40 Jahren, so dass man mit einem ganzen Teil der Flotte veraltete Technik vorfände.

Auf einer Karte war zu erkennen, dass es unterschiedlich vom Bahnlärm betroffene Regionen gibt. Besonders hart zeigt sich die Situation im Mittelrheintal. Dort sei der Handlungsbedarf am größten. Den Anwohnern an der Siegstrecke machte er nicht viel Hoffnung. Es würde vermutlich erst in zehn Jahren damit begonnen, den Sanierungsbedarf festzustellen. Wir lange es dann noch dauert, bis erste Maßnahmen greifen, ließ er offen. Im nächsten Jahr wird ein Trassenpreissystem eingeführt. Das bedeutet, dass leise Züge weniger Gebühr für die Benutzung des Schienensystems bezahlen müssen als laute. Davon erhofft man sich, dass eine Umrüstung der Züge dann rentabler ist, als mit unverändert lauten Zügen zu fahren. Wie sich dieses System auswirkt bleibt abzuwarten, denn umgerüstet wird sicher nur, wenn das die preisgünstigere Variante ist

Für das Innenministerium war Dr. Georg Speck in Kirchen. Er ist Fachmann für die Bahn und betonte, dass das Land nicht zuständig sei, sondern ausschließlich der Bund. Das Land verstehe sich als Sprachrohr der Bürger. Speck erinnerte daran, dass bereits vor vier Jahren leisere Alternativen vorgestellt werden seien, danach habe sich aber nichts weiter getan. Er kritisierte, dass sich die Benutzer des Schienennetzes nicht sonderlich für eine Umrüstung auf die leisen Systeme interessierten, da dies Geld koste. BASF habe inzwischen die gesamte Schienenflotte auf Scheibenbremsen umgerüstet und das mit hörbarem Erfolg. Er forderte im Namen des Landes, die Lärmbelastung bis 2020 zu halbieren.

Verbandsbürgermeister Stötzel machte unmissverständlich klar, dass er sich mit den vorgeschlagenen Lösungen nicht zufrieden geben will. Zehn Jahre zu warten, bis erst einmal untersucht würde, was zu einer Lärmsanierung in Kirchen, Mudersbach und Brachbach getan werden müsse, sei eindeutig zu wenig. Er forderte schnellere Lösungen. Die Antwort auf eine Resolution des Verbandsgemeinderates sei sehr unbefriedigend.

Die zahlreichen Besucher äußerten sich überwiegend kritisch. Sie wollten nicht akzeptieren, dass die Lärmbelastung zunehme, aber lange Zeit keine Schutzmaßnahmen ins Auge gefasst werden. Es helfe auch wenig, wenn es im Mittelrheintal noch viel schlimmer sei. Schließlich werde durch den Bahnlärm die Gesundheit der Menschen stark beeinträchtigt, was auch Geld koste.

Auf die Frage von Stadtbürgermeister Müller, wann denn endlich die ersehnten Talent 2-Züge zum Einsatz kämen, malte Udo Wagner eher ein düsteres Bild. Derzeit seien die Züge noch gar nicht zugelassen. Aber auch wenn sie zugelassen wären, würden sie wahrscheinlich nicht von der Bahn abgenommen, da sie nicht der Ausschreibung entsprächen. Hier gäbe es noch viele offene Fragen.

Sabine Bätzing-Lichtenthäler fasste die Ergebnisse zusammen und betonte, dass zur Lösung der Probleme alle an einem Strang ziehen müssten. Vor Ort gelte es, zunächst einmal punktuelle Lösungen zu erarbeiten und umzusetzen. Für Berlin nahm sie sich vor, Änderungen des Bundesimmissionschutzgesetzes (BImSchG) zu prüfen. Da das Problem kein deutsches, sondern ein europäisches sei, müssten auch die Mitglieder des Europäischen Parlamentes für dieses Thema sensibilisiert werden. Sie kündigte für das nächste Jahr einen weiteren Runden Tisch zu diesem Thema an..

 

SPD

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