Pflegedirektor Frank Müller, MdB Klaus Hagemann und Mitarbeiter Mit der Tagesstätte in Oppenheim bietet die Rheinhessen-Fachklinik Alzey eine gemeinde- und wohnortnahe Anlaufstelle für Menschen mit chronisch seelischer Erkrankung. Gemeinsam mit dem Pflegedirektor der Rheinhessen-Fachklink Frank Müller besuchte der Bundestagsabgeordnete Klaus Hagemann (SPD) die Einrichtung um sich über die wohnortnahe psychiatrische Versorgung in der Region zu erkundigen.
„Mit unserem Tagespflegeangebot soll den Menschen geholfen werden, ein selbständiges Leben zu führen, erläutert der Leiter der Tagesstätte Helmut Schittenhelm, der seine Arbeit als einen „Balanceakt zwischen Unterstützung und Eigenständigkeit“ beschreibt. Neben einer Außenwohngruppe, die kürzlich auf 16 Plätze erweitert wurde, ist der Tagesstätte eine Werkstatt angeschlossen. Mit der dort verrichteten Arbeit wird Menschen geholfen, sich eine stützende Tagesstruktur zu schaffen und sich auf eine Rückkehr in den zweiten Arbeitsmarkt vorzubereiten. Kostenträger sind die Kreisverwaltung Mainz-Bingen und das Land Rheinland-Pfalz.
„Individuelle Hilfe muss immer im Vordergrund stehen“, betonte auch Pflegedirektor Müller und verwies damit auf ein Belegung in 2011 von insgesamt 5.500 Aufnahmen und Entlassungen in der Rheinhessen Fachklinik Alzey. „Die Menschen setzen sich mit ihren persönlichen Belastungen bewusster auseinander. Auch Unternehmen sind gegenüber den strukturellen Überlastungen ihrer Mitarbeiter aufmerksamer und bemühen sich frühzeitig gegenzusteuern“, erklärt Müller die stetig steigende Zahl an Aufnahmen. In Folge stieße die mit insgesamt 780 Betten und Plätzen ausgestattete Klinik immer häufiger an ihre Belastungsgrenze, so Müller.
Zusätzlicher Bedarf bestehe vor allem in der ambulanten psychotherapeutischen Versorgungslage in Deutschland. Neben zu wenigen Anlaufstellen zur ambulanten Versorgung vor der üblichen teil- oder vollstationären Anschlussbehandlung, sieht der Pflegedirektor insbesondere in der Weiterversorgung nach einem stationären Aufenthalt ein ernstzunehmendes Problem.
Psychisch schwer erkrankte und gleichzeitig abhängige Menschen fänden oftmals keinen Platz zur Anschlussbehandlung und müssten mit Wartezeiten von bis zu einem halben oder gar einem dreiviertel Jahr rechnen. „Bei einer solch langen Wartezeit ist die Gefahr eines Rückfalls sehr hoch“, so Müller. Letztlich liege es an den Kommunen wohnortnahe Behandlungsangebote bereitzustellen und die Finanzierung dieser zu sichern.