Bundestag ehrt Morbacher Phantom
Berlin/Trier. Das dienstälteste Mitglied der SPD-Bundestagsfraktion, Jakob Maria Mierscheid aus Morbach im Hunsrück, hat endlich eine Ehrung im Berliner Regierungsviertel erfahren. Nachdem seine Heimatgemeinde jüngst einen neuen Wanderweg nach ihm benannt hat, trägt nun auch in Berlin ein Weg seinen Namen. Wer ist dieser berühmte aber bescheidene Hunsrücker, der sich nicht gern in der Öffentlichkeit zeigen will?
Mierscheid wurde 1979 vom Trierer SPD-Bundestagsabgeordneten und Parlamentarischen Staatssekretär Karl Haehser und seinem Kollegen Peter Würtz erschaffen. Sie haben sich den fiktiven Morbacher Abgeordneten ausgedacht, um die Parlamentarier von Zeit zu Zeit an das wahre Leben zu erinnern, was durchaus lustig sein durfte. So wurde aus dem Hunsrücker Schneider und Freund geringelter Haubentauben der Hinterbänkler im Deutschen Bundestag.
Schnell fanden das Phantom und seine politischen Kommentare viele Freunde. Unter großem Beifall und Gelächter gratulierte ihm Bundestagspräsident Norbert Lammert 2013 zu Beginn der Plenarsitzung zu seinem 80. Geburtstag. Seit 35 Jahre ist Mierscheid fester Bestandteil im Bundestag und weit über das Parlament hinaus bekannt. Gesehen wurde er freilich nie.
Zu seinen Ehren wurde am letzten Montag (15.12.) der Jakob-Mierscheid-Steg, der im Regierungsviertel das Paul-Löbe-Haus und das Marie-Elisabeth-Lüders-Haus verbindet, eingeweiht. Die Trierer Bundestagsabgeordnete Katarina Barley, die Mierscheid gelegentlich wegen seiner häufigeren Abwesenheit in seinem Wahlkreis vertritt, hatte die Ehrung initiiert. Sie hatte sich eigens dafür die Genehmigung des Bundestagspräsidenten und des Direktors eingeholt. In einer kleinen Zeremonie schraubte die Justiziarin zusammen mit dem Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion Thomas Oppermann das Schild fest. Begossen wurde das Ereignis natürlich mit einem guten Tropfen Jakob-Mierscheid-Geist aus Morbach